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Eine Gruppe gut gelaunter Mädchen, zwei von ihnen pusten Seifenblasen

Stellungnahme zum Fall Lügde

Als Fachberatungsstellen sind auch wir irritiert darüber, dass dem von der Staatsanwaltschaft vorgeschlagenen Strafmaß von 2 Jahren und 9 Monaten von Seiten des Gerichts nicht gefolgt wurde.

Aus der Erfahrung mit vielen begleiteten Strafverfahren wissen wir, dass die Urteile bzw. die erteilten Strafmaße immer auch eine Signalwirkung haben sowohl auf (potentielle) Täter als auch auf Opfer und vor allem auch auf Betroffene, die mit dem Gedanken spielen, eine ihnen widerfahrene sexualisierte Gewalt zur Anzeige zu bringen. Leider erhöhen solch geringe Strafmaße für eindeutige und gut beweisbare Straftaten die Hürde zur Anzeigenerstattung und zur Inanspruchnahme von Hilfe für all die Betroffenen von sexualisierter Gewalt, deren Erfahrungen nicht so eindeutig zu beweisen sind. Die gilt besonders auch für Bezugspersonen von kleinen Kindern. Darüber hinaus erschüttert es bei vielen direkt oder indirekt Betroffenen auch das „Rechtsempfinden“.

An dieser Stelle regen wir an, grundsätzlich das Strafmaß zur Verbreitung, zum Erwerb und Besitz von kinderpornographischen Schriften zu überdenken.

Unabhängig davon möchten wir all diejenigen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, ermutigen, sich auch nach solchen Informationen, professionelle Hilfe zu holen und beraten zu lassen.

Die strafrechtliche Verurteilung eines Sexualstraftäters ist immer nur eine Form der Reaktion und Ausdruck der gesellschaftlichen Haltung und kann nie in wirklicher Relation zum Leiderleben der Betroffenen gestellt werden.

Ein als gerecht empfundenes Strafmaß kann die Verarbeitung von sexualisierter Gewalt positiv beeinflussen und es gibt unabhängig davon auch individuell sehr unterschiedlich aussehende Verarbeitungswege , die dazu führen, wieder ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ein als ungerecht empfundenes Urteil dagegen kann den Gesundungsprozess maßgeblich erschweren.

Sylvia Krenzel (Dipl.Psych.)
Leiterin der Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen, Mädchenhaus Bielefeld e.V.

Barbara Brune (Dipl.Päd.)
Leiterin der der Ärztlichen Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kinder e.V.

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